Impfungen bei Hunden und Katzen: Fakten und Mythen

Das Thema "Impfen" ist und bleibt ein kontroverses Gebiet. Das wachsende Bewusstsein für schädliche Substanzen (von Asbest in Isolationen über Acrylamid in den Pommes Frites bis zu radioaktivem Cäsium im Steinpilz), das vermehrte Bedürfnis nach naturnahem Leben und einer naturnahen Medizin sowie die Niederschwelligkeit bei der Informationsbeschaffung im Internet bewirkt vermehrt, dass über mögliche negative Wirkungen von Impfungen nachgedacht und (z.T. hitzig und auf biederem Niveau) diskutiert wird. Als Tierärzte sind wir mit diesem Faktum tagtäglich konfrontiert und führen entsprechende Gespräche mit den Besitzer/innen unserer Patienten.

Im Folgenden möchten wir Fakten sowie unsere Einstellung gegenüber dem Thema "Impfungen bei Hunden und Katzen" darlegen:

1. Nüchtern betrachtet ist völlig unbestritten, dass das Prinzip der Impfung neben der Entdeckung des Penicillins wohl die wichtigste Errungenschaft der Medizin darstellt. Riesige Mengen an Daten sowie die Weltgeschichte an sich dokumentieren, dass die Idee, dem Körper einen Erreger in abgeschwächter Form zu präsentieren, um ihn auf eine tatsächliche Infektion vorzubereiten, funktioniert.

2. Ebenfalls klar scheint, dass eine Impfung nicht komplett risikolos ist: Wenn in einen lebenden Organismus Fremdstoffe injiziert werden, bleibt trotz all den vorgängig durchgeführten Testserien vor der Marktzulassung des Medikamentes ein individuelles Risiko für Nebenwirkungen. Eine Impfung stellt deshalb immer auch eine Abwägung zwischen dem Risiko der Erkrankung an einem potentiell lebensgefährlichen Erreger sowie den potentiellen Nebenwirkungen der Impfung dar. Eine solche Risikoabwägung führen wir selbstverständlich bei jeder Impfung durch - sei diese mit den Besitzern nun besprochen oder nicht. Beispiele dazu unter Ziffer 5.

3. Belegbare Nebenwirkungen von Impfungen beinhalten in unserer Erfahrung die Entwicklung von Gesichtsödem und Nesselfieber, manchmal auch von kurzzeitigem Fieber oder Apathie - alles Symptome welche von selbst oder mit entsprechender kurzzeitiger Therapie wieder verschwinden. Diese Nebenwirkungen sind sehr selten. In unserer Erfahrung ist das Auftreten von Nesselfieber deutlich häufiger spontan bedingt durch eine nicht näher zu definierende Substanz (z.B. Kontakt mit Pflanzen, Dünger, Putzmittel) als nachvollziehbar durch eine Impfung.

4. Eine Diskussion über anderweitige Nebenwirkungen ist kaum führbar. Die Aussage "mein Hund ist ein halbes Jahr nach der Impfung an Organversagen gestorben", möglicherweise noch angereichert durch den Umstand, dass dies eindeutig vom Bioresonanz-Therapeuten so diagnostiziert worden sei, muss im Raum stehen bleiben. Eine kausaler Beweis dieser Verkettung von Ursache und Wirkung ist nicht möglich, genauso wenig wie es möglich ist, das Gegenteil zu beweisen (nämlich dass die Impfung NICHT Ursache des Problems war). Allerdings trifft dies auch für den Umstand zu, dass die Farbe des Hundehalsbandes rot war.

5. Wir impfen soviel wie sinnvoll und nötig, aber so wenig wie möglich. Praktisch bedeutet dies, dass eine Wohnungskatze keine Leukoseimpfung erhalten wird, da diese Krankheit nur durch direkten Kontakt mit anderen Katzen übertragen wird. Genauso wenig werden wir die Impfung eines Hundes gegen Babesiose empfehlen, wenn dieser Hund nicht in ein Risikogebiet reisen wird: Infektionen ausserhalb eines Risikogebietes sind extrem selten, ausserdem ist die Krankheit bei rechtzeitigem Erkennen heilbar.

6. Wird ein Tier gegen eine bestimmte Krankheit geimpft, trägt es damit dazu bei, dass die Krankheit in der entsprechenden Population seltener vorkommt - die Impfung ist insofern auch ein Akt der Solidarität. Kommt eine Krankheit nur noch sehr selten vor, ist sicherlich die Wahrscheinlichkeit, dass ein ungeimpftes Tier an dieser Krankheit erkrankt, klein - allerdings profitiert es dabei vom Umstand, dass eben viele andere Tiere geimpft sind und damit die Krankheit selten geworden ist.

7. Der Entscheid, ob ein Tier geimpft werden soll, liegt (ausser bei der vorgeschriebenen Tollwutimpfung bei Auslandreisen) allein bei den Besitzern. Wir als Tierärzte geben, basierend auf dem Wissensstand der Medizin, ausschliesslich eine Empfehlung ab.

8. Wir empfehlen die von der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin als Konsens vorgeschlagenen Impfrichtlinien (http://www.svk-asmpa.ch/pdf/tierarzt/aktuell/Impfempfehlungen_SVK_ASMPA.pdf).

9. Wir empfehlen einen kritischen Umgang mit online publizierten Aussagen. Beispielsweise haben wir bemerkt, dass einige Hundebesitzer eine Impfung gegen Leptospirose ablehnen (obwohl unseren Erachtens die Leptospirose von all den geimpften lebensbedrohlichen Krankheiten in der Schweiz mit jährlich Dutzenden dokumentierten Fällen immer noch am häufigsten vorkommt). Ursache war hier möglicherweise die Lektüre der Empfehlungen der US-amerikanischen Tierärztevereinigung, welche die Leptospirose als "non-core-Vaccine" bezeichnet (also sinngemäss "fakultativ oder bei erhöhtem Risiko") - offensichtlich ist in den USA die Leptospirose kein so dringendes Problem wie in der Schweiz.

10. Gerne beantworten wir weiterhin jederzeit kompetent (und durchaus auch kritisch) Ihre Fragen bezüglich diesem komplexen Thema.

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