LOLLY, Löwenkopf-Kaninchen, weiblich, 1 Jahr alt

Das Kaninchen wird uns vorgestellt, weil die Besitzer Krusten bemerkt haben, welche sich rund um die Nasenlöcher des Tieres gebildet haben. Ansonsten geht es Lolly gut, sie frisst und ist munter.

Lolly Vorgeschichte

Untersuchung und weitere Abklärungen

Bei der Untersuchung werden neben den krustigen Veränderungen an den Nasenlöchern auch ähnliche Hautläsionen um die Geschlechtsöffnung gefunden, ansonsten verläuft der körperliche Untersuch unauffällig.

Die Veränderungen sind sehr typisch für eine Kaninchen-Syphilis; eine Infektion durch ein Bakterium, welches durch den Deckakt, durch Belecken oder Schmierinfektion übertragen werden kann. Vorsichtshalber wird auch noch eine Pilzkultur angelegt, welche aber negativ verläuft.

Lolly Untersuch 1
Lolly Untersuch 2

Therapie und weiterer Verlauf

Da die Hautveränderungen sehr typisch sind, wird auf eine weitere Diagnostik (insbesondere den Nachweis von Abwehrstoffen gegen Syphilis im Blut) verzichtet und direkt eine Therapie eingeleitet.

Das gegen Syphilis-Bakterien ideale Penicillin ist leider bei oraler Verabreichung bei Kaninchen sehr ungeeignet, da so die empfindlichen Darmbakterien abgetötet werden, welche für die Verdauung von Pflanzenfasern notwendig sind; dies kann innert kürzester Zeit zu schweren Durchfällen und dem Tod des Kaninchens führen. Wird Penicillin aber per Injektion verabreicht, halten sich diese schweren Nebenwirkungen in der Regel in Grenzen.

Da die Besitzerin als medizinische Praxisassistentin arbeitet, kann sie die tägliche Injektion des Antibiotikums selber vornehmen. Die ursprünglich für 5 Tage geplante Verabreichung wird nach dem 4. Tag wegen des abnehmenden Appetits des Tieres abgebrochen. Die Hautveränderungen verschwinden innerhalb dieser Zeit komplett, und Lolly erholt sich gut von den leichten Nebenwirkungen des Antibiotikums.

Lolly Therapie

Wissenschaftliches

Syphilisbakterien sind Spirochäten (schraubenförmige Bakterien), welche sehr leicht von Kaninchen zu Kaninchen übertragen werden können. Übertragungswege sind der Deckakt, aber auch durch gegenseitiges Belecken und Schmierinfektion kann der Keim übertragen werden.

Häufig werden die Tiere kurz nach der Geburt durch die Mutter angesteckt, welche nicht zwingend Symptome zeigen muss und dennoch Erreger ausscheiden kann. Durch Belecken der Genitalregion können dann auch Nase und Maul infiziert werden. Möglicherweise zeigen sich Hautveränderungen erst Monate nach der Infektion.

Die Kaninchensyphilis ist zwar mit der Syphilis des Menschen verwandt; der Erreger (Treponema Paraluis) ist aber für den Menschen ungefährlich. Umgekehrt kann aber der menschliche Erreger (Treponema Pallidum) auf das Kaninchen übertragen werden.

© Dr. med. vet. P. Müller / Lyssbachvet

Lolly Wisschschaftliches
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