LOIS, Meerschweinchen, weiblich, 4 Jahre alt

Vorgeschichte

Die Besitzerin hat bemerkt, dass das Tier seit gestern blutigen Urin absetzt.

Untersuch

Das Tier zeigt beim Abtasten der hinteren Bauchregion einen deutlichen Druckschmerz und setzt sofort blutigen Urin ab. Ansonsten ist der Untersuch unauffällig.

Blasen-/Harnröhrensteine

Weitere Untersuchungen

Eine seitliche Röntgenaufnahme des Bauches wird angefertigt. Dabei wird ersichtlich, dass „Lois“ nicht nur einen Blasenstein, sondern offenbar auch 2 Harnröhrensteine aufweist. Diese Fremdkörper bewirken eine Entzündung und Reizung von Blase und Harnröhre, welche den blutigen Urin erklären.

Blasen-/Harnröhrensteine

Therapie

Das Tier wird in Narkose versetzt. Die Harnröhrensteine sind in der Urethra richtiggehend festgekeilt und lassen sich nicht in die Blase zurückspülen. Unter Einsatz eines Gleitmittels und Lokalanästhetikums gelingt es nach mehreren Versuchen, den grösseren, weiter aussen liegende Stein mit einer feinen Zange zu greifen und vorsichtig durch die Harnröhrenöffnung zu entfernen. Der kleinere, weiter innen liegende Stein kann danach mittels Spülung der Harnröhre in die Blase zurückgespült werden.

In einem zweiten Schritt wird die Bauchhöhle chirurgisch eröffnet, die Blase aufgeschnitten und die total 3 verbleibenden Steine entfernt. Nachdem durch mehrmalige Spülung von Harnröhre und Blase sichergestellt wurde, dass alle vorhandenen Steine entfernt wurden, wird die Blase und die Bauchwand wieder verschlossen. „Lois“ erhält ein Schmerzmittel sowie für längere Zeit ein Antibiotikum, weil die Gefahr eines bakteriellen Blaseninfektes durch die Fremdkörper und die Manipulationen sehr gross ist.

10 Tage später werden die Fäden gezogen, dem Tier geht es wieder sehr gut.

Blasen-/Harnröhrensteine
Blasen-/Harnröhrensteine
Blasen-/Harnröhrensteine

Wissenschaftliches

Harnsteine sind bei Meerschweinchen aufgrund von Stoffwechselbesonderheiten dieser Spezies ein recht häufiges Problem. Calcium wird im Darm aus der Nahrung im Überschuss aufgenommen und danach über die Nieren im Harn ausgeschieden. Der hohe pH (Säuregrad) des Pflanzenfresserurins begünstigt das Ausfällen des Calciums, wodurch Harnsteine entstehen. Eine Prophylaxe nach erfolgter Entfernung der Steine besteht v.A. im reichlichen Anbieten von Frischfutter (Gurken, Tomaten, Salat) – durch das aufgenommene Wasser wird der Urin tendentiell verdünnt, was dem Ausfällen von steinbildenden Mineralien entgegenwirkt.

© Dr. med. vet. P. Müller / Lyssbachvet

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