Der Erpel wurde von der Besitzerin mit einer grossen, klaffenden Wunde aufgefunden.
Das Tier weist in der linken Schulterregion einen Hautdefekt von etwa Handtellergrösse auf. Die darunterliegende Schultergürtelmuskulatur ist freigelegt; ein Luftsack ist freigelegt, aber nicht perforiert worden. Die Wunde ist mässig mit Federn und Schmutz verunreinigt, blutet aber nur leicht. Der Allgemeinzustand der Ente ist gut.
Die Wunde stammt höchstwahrscheinlich von einem Raubtier (Fuchs, Greifvogel).
Die Ente wird narkotisiert und die Federn um die Wunde herum werden mit einer Schere geschnitten. Die Wunde wird ausgiebig gespült, und mit einer Pinzette werden verbleibende Federreste und Schmutz entfernt. Die Wunde wird routinemässig desinfiziert und die Ente mit einem sterilen Tuch abgedeckt. Die Narkose wird mittels Inhalationsgas, welches über eine Maske appliziert wird, weitergeführt und das Tier wird mittels Wärmeflaschen gewärmt. Die Wundränder werden aufgefrischt, die Muskulatur und Unterhaut werden mit einem resorbierbaren Faden und die Haut mit einem nicht-resorbierbaren Nahtmaterial verschlossen. Postoperativ erhält die Ente ein Breitspektrum-Antibiotikum.
Die Wunde verheilt komplikationslos.
Leider wird das Tier kurz vor dem Termin zur Nahtentfernung wahrscheinlich erneut Opfer eines Raubtieres und verschwindet spurlos.
© Dr. med. vet. P. Müller / Lyssbachvet