ALEA, Bengalkatze, weiblich-kastriert, 4 Jahre alt

Wir erhalten Besuch von der Berner Kantonspolizei: Eine Patrouille hat in Brügg eine stark abgemagerte, offenbar herrenlose Katze aufgegriffen. Da die Katze einen Mikrochip trägt, kann die Halterfamilie von Alea schnell eruiert und informiert werden. Da das Tier stark geschwächt ist, bittet die Besitzerin die Polizisten, das Tier direkt in die Praxis zu bringen.

ALEA, Bengalkatze, weiblich-kastriert, 4 Jahre alt

Alea vor ihrem Abenteuer

Untersuch und Therapie

Die Katze ist extrem geschwächt, abgemagert und ausgetrocknet und kann sich kaum auf den Beinen halten. Die Körpertemperatur, welche im Sterbeprozess unter den Normalwert sinkt, ist aber noch normal. Die Katze setzt in der Praxis geléeartigen, schwarzen Kot ab. Es ist zu befürchten, dass das Tier während der 17 Tage, seit es zuletzt zu Hause gesehen wurde, nichts gefressen und kaum etwas getrunken hat.

In einem ersten Schritt wird versucht, einen Venenkather zur Rehydrierung der Katze zu legen - aufgrund der massiven Austrocknung misslingt dieses Unterfangen mangels brauchbaren Venen jedoch, so dass wir uns auf die Infusion einer grossen Menge Infusionslösung in den Unterhautbereich beschränken müssen. Etwas But können wir jedoch aus der grossen Halsvene entnehmen - es zeigt sich, dass diverse Werte erhöht oder erniedrigt sind, welche das Ausmass des Schadens des verhungernden und verdurstenden Körpers dokumentieren.

Am nächsten Tag ist Alena aber schon etwas munterer und frisst selbständig, und wir können einen Venenkatheter legen und die Katze intravenös infundieren. Tags darauf entlassen wir die Katze mit stabilem Appetit, aber immer noch geschwächt nach Hause.

Nach drei Wochen kontrollieren wir die Blutwerte - die Katze hat schon deutlich Gewicht zugelegt, und die Blutwerte haben sich wieder normalisiert.

Bullaröntgen

Alea nach ihrer Rückkehr zu den Besitzern

Der Mikrochip beim kleinen Haustier

Die RFID-Technologie (Radio Frequency Identification) ist in der Veterinärmedizin, aber auch in vielen anderen Bereichen schon lange im Einsatz. Die Methode erlaubt es, mittels durch ein Lesegerät gesendete Radiowellen Objekte und Lebewesen, welche mit einem Empfängersystem ausgestattet sind, berührungslos zu identifizieren und lokalisieren. Im Alltag wird das System zB bei berührungsfreien Türöffnungssystemen, Skipässen und Diebstahlsicherungen von Kleidungsstücken verwendet.

In der Veterinärmedizin wird die Technologie v.A. im Bereich der Tieridentifikation eingesetzt. Durch Implantation eines RFID-Mikrochips, welcher eine 15-stellige Zahl speichert, kann ein Tier eindeutig identifiziert werden indem mit einem entsprechenden Lesegerät die Zahl ausgelesen wird. Der Mikrochip ist ein passives Gerät und enthält keinerlei Energiequelle. Durch die Kennzeichnung kann z.B. ein Reisepass eindeutig einem Tier zugeordnet werden; durch Registrierung von Chipnummer und Halterdaten in einer Datenbank (AMICUS beim Hund, ANIS bei der Katze) kann einem Tier ein Halter zugeordnet werden. Auch ist es z.B. möglich, Katzentüren via den implantierten Chip zu steuern und so unerwünschten fremden Katzen den Zugang zum Haus zu verwehren. Prinzipell kann ab einer gewissen Grösse jedes Lebewesen (Schildkröten, Frettchen, Fische) mit einem Mikrochip versehen werden.

Die verwendeten Mikrochips sind etwa reiskorngross und werden mit einer sterilen Injektionskanüle im Halsbereich unter die Haut injiziert - ein in den meisten Fällen praktisch schmerzloser Vorgang. Kompatible Lesegeräte finden sich in jeder Tierarztpraxis, in Tierheimen und bei der Polizei.

Der Mikrochip beim kleinen Haustier

Der Mikrochip bei der Katze

In der Schweiz ist bei Hunden die Implantation eines Mikrochips obligatorisch, dieser muss bei der zuständigen Datenbank (AMICUS) registriert werden. So ist jeder Hund in der Schweiz eindeutig einem Besitzer zuzuordnen. Das Chipen von Katzen ist hingegen freiwillig - ein Umstand, welcher zu bedauern ist. Wohl existieren Plattformen, auf welchen vermisste und gefundene Katzen aufgeschaltet werden können: Gegenwärtig werden auf der Homepage der Schweizer Tiermeldezentrale STMZ 3095 Katzen als vermisst und 728 als gefunden gemeldet. Auch über aufgehängte Plakate, soziale Medien etc finden viele Katzen wieder zurück zu Ihren Besitzern - aber auch so können sehr viele Tiere nicht zugeordnet werden, landen in Tierheimen und werden von dort aus an neue Plätze vermittelt.

Gegenwärtig kostet die Implantation des Mikrochips samt Registration bei der Datenbank in unserer Praxis CHF 87.90. Wird eine Katze anlässlich der Kastration gechipt, kostet das Prozedere nur 74.90; während der alljährlichen schweizweiten Chipaktion im November gewähren wir ebenfalls einen Rabatt.

Für die überglücklichen Besitzer von Alea hat sich jedenfalls die Implantation des Chips vollumfänglich gelohnt. Vielen Dank an dieser Stelle auch der Kantonspolizei Bern!

© Dr. med. vet. P. Müller / Lyssbachvet

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