Vorgestellt wegen Atmungsproblemen. Der Besitzer beobachtete vor 3 Tagen erstmals eine verstärkte und angestrengte Atmung. Das Atemproblem verschlimmerte sich in den folgenden Tagen.
Es kommen hauptsächlich Probleme in den unteren Atemwegen (Bronchien und Lunge) in Frage: Lungenödem (Flüssigkeit in der Lunge), Pleuraerguss (Flüssigkeit zwischen Lunge und Brustwand) sowie Asthma sind die wahrscheinlichsten Diagnosen.
Die Katze befindet sich in akuter Lebensgefahr (Ersticken). Das für die Diagnose des Problems notwendige Bruströntgen wird deshalb vorderhand nicht durchgeführt. Das Tier wird sofort in einen Sauerstoffkäfig gebracht, wobei versucht wird, die Katze möglichst wenig zu stressen. Es gelingt, ohne grösseren Stress einen intravenösen Katheter zu legen, über den eine hohe Dosis eines schnellwirkenden Cortisonpräparates (Asthmatherapie), ein Entwässerungsmittel (falls das Tier ein Lungenödem aufweist) sowie ein Beruhigungsmittel (Morphin) zu injizieren. Etwa eine halbe Stunde später zeigt sich eine deutliche Besserung der Situation, die Katze atmet weniger schwer und teilweise mit geschlossenem Maul, und die Schleimhautfarbe ist wieder rosa.
Währenddem der Katze immer noch Sauerstoff zugeführt wird, wird eine Röntgenaufnahme der Brust angefertigt, für die das Tier in der natürlichen, stressfreien Brustlage positioniert wird. Im Laufe der Nacht und bei verbesserter Atmung wird auch noch eine seitliche Brustaufnahme angefertigt.
Das Herz hat eine normale Grösse und Form. Die Lunge ist maximal gedehnt (Hyperinflation), was am praktisch flachen Zwerchfell (welches normalerweise kuppelartig gewölbt ist) und der maximal gedehnten Brustwand zu erkennen ist. Die Lunge ist diffus und generalisiert mit einem sogenannten „bronchointerstitiellen Muster“ verschattet.
Diese Befunde sind typisch für das feline Asthma (Katzenasthma).
Aufgrund der Diagnose wird der Katze zusätzlich ein längerwirkendes Cortisonpräparat injiziert. Im Laufe der Nacht verbessert sich der Zustand weiter, und am Morgen des nächsten Tages atmet das Tier wieder völlig normal und frisst das angebotene Futter. Sie wird in eine normale Boxe ohne Sauerstoffzufuhr verbracht und weiter beobachtet.
Am Abend wird „Büseler“ von seinen Besitzern abgeholt. Er wird zu Hause Cortison in Tropfenform erhalten, welches mit der Zeit auf die tiefstmögliche Dosis reduziert wird. Zudem wird den Besitzern aufgetragen, nach möglichen Auslösern für das Asthma zu suchen.
Katzenasthma ist eine relativ häufig vorkommende Erkrankung. Je nach Schweregrad zeigen die Patienten anfallsweisen Husten oder eine schnelle und verstärkte Atmung. Die Atembeschwerden betreffen typischerweise vor allem die Ausatmungsphase (exspiratorische Dyspnoe). In schweren Fällen kann eine lebensbedrohliche Atemnot entstehen.
Auslöser des Asthmas ist wie beim Mensch das Einatmen einer Substanz, welcher in den unteren Atemwegen (Bronchien und Bronchiolen) eine allergische Reaktion und damit (durch eine muskuläre Reaktion und eine Schleimhautschwellung) eine Verengung der Atemwege bewirkt. Diese Verengung kommt vor allem in der Ausatmungsphase zum Tragen.
Bei der Therapie kommen meist Cortisonpräparate zur Anwendung (per Injektion oder in Tabletten- oder Tropfenform); weiter können Bronchodilatatoren (Luftwegs-Erweiterer) eingesetzt werden.
Langfristig ist eine Elimination des Allergens (Putzmittel, Deodorants, Waschmittel, neue Möbel oder Teppiche etc.) anzustreben; die Bestimmung der Problemquelle gestaltet sich allerdings häufig sehr schwierig. Deshalb ist meistens eine Langzeittherapie mit Medikamenten notwendig, welche mit der Zeit auf die tiefstmögliche, noch wirksame Dosis reduziert werden. Manche Katzen können auch mittels eines Inhalators durch Aufsetzen einer speziellen Maske auf einen Asthma-Inhalator für Menschen behandelt werden.
© Dr. med. vet. P. Müller / Lyssbachvet